Wie nach fast jeder Keynote gab es auch dem diesjährigen iPad- und Mac-Event viel Kritik, dass Apple an Innovation verlieren würde. Retina-Displays beim iMac? Schon lange denkbar gewesen. Touch-ID am iPad? Auch offensichtlich gewesen. Ansonsten gab es fast nur Produktpflege. Ich persönlich finde dies nicht schlimm, denn viele der Neuerungen sind trotzdem sinnvoll. Innovationslos würde ich aber diese Keynote eigentlich nicht nennen, denn Apple hat einen ganz entscheidenen Schachzug getätigt, der leider recht unerwähnt blieb.
Apple Sim nennt sich das Ganze und ist wohl schon seit 2010 in Planung gewesen. Jedenfalls wurde 2010 diese Technologie patentiert. Was ist eigentlich nun die Apple Sim? Kurze Erklärung dazu: Anstelle eine Simkarte einlegen zu müssen, wählt man Anbieter und Tarif direkt im iOS-User-Interface aus. Das lässt dem Nutzer sehr viel Freiheiten und man kann auf das nervige Sim-Karten-Wechseln verzichten. Eine Simkarte ist meiner Meinung ja sowieso ein Relikt aus alter Zeit und sollte eigentlich schnellstmöglich abgeschafft werden. Apple war einer der treibenden Kräfte dahinter, dass die Simkarte immer kleiner wird, warum sollte sie also nicht ganz verschwinden?
Bevor wir diese Frage beantworten, fasse ich eben die Pro-Punkte zusammen. Man kann ins Ausland reisen, ohne sich dort eine neue Simkarte zu beschaffen. Man wählt einfach Anbieter und Tarif aus und kann schnell ins Internet gelangen. Auch sonst hat die Apple Sim für Nutzer fast nur Vorteile. Neben der simplen Einrichtung bleibt man immer flexibel.
Allerdings gibt es auch Nachteile, die gar nicht mal so unwichtig sind. Durch die Apple Sim hat Apple sehr viel Macht über die einzelnen Netzanbieter. So kann Apple dies ausnutzen um maßgeschneiderte Verträge über die Apple-Sim anzubieten. Wer sich nicht an Apples Konditionen hält, fliegt raus.
Da Apple-Produkte bei den Konsumenten sehr beliebt sind, wollen sich die Netzanbieter natürlich an der Apple Sim beteiligen. Für den Nutzer bringt es Vorteile, dass man eventuell sehr günstige Tarife nutzen kann. Allerdings bedeutet es für andere Hersteller, die noch auf eine normale Simkarte setzen, dass sie gegen die speziell über die Apple Sim verfügbaren Tarife nicht ankommen. Spinnen wir das Szenario mal etwas weiter. Nehmen wir an, jeder Smartphone-Hersteller bietet nun eine eigene Sim-Funktion. Bei Apple beteiligen sich einige Netzunternehmen und bei den anderen Herstellern auch. Kleine Netzanbieter, die sich nicht an die Konditionen der Smartphone-Hersteller binden können, weil es sich entweder für diese nicht rentiert, oder sie einfach nicht relevant genug für die Hersteller sind, verlieren schnell ihre Daseinsberechtigung. Wenn die Smartphone-Hersteller die Kontrolle über die Anbieter und Tarife haben, kann es bedeuten, dass nur noch die großen Anbieter mitspielen dürfen. Die Apple Sim ist bei Smartphone-Tarifen ähnlich wie Drosselung beim Thema Netzneutralität. Eine Kontrolle über das Angebot sollte man Smartphone-Herstellern nicht überlassen. Dementsprechend kann eine Apple Sim nicht nur das Aus der klassischen Simkarte bedeuten sondern auch das Aus kleinerer, günstiger Netzanbieter.
Innovation hin oder her. Neben der vielen Vorteil gibt es diesen entscheidenen Nachteil. Ich bin gespannt, ob meine beschriebenen Szenarien wirklich eintreten. Fakt ist jedoch: Apple hat mit den neuen iPads einen Testlauf gestartet und ich denke, aus diesem Test wird bald eine entscheidende Entwicklung auf dem Smartphone-Markt.
Die Neuerung, die durch diese SIM-Karte entsteht hat mich auch am meisten beeindruckt. :D
Jedoch stellt sich natürlich vorher noch die Frage, ob die Provider dies so einfach mit sich machen lassen und nicht nachher ankommen und dagegen aufbegehren.
Ich denke aber Apple hat diese Alternative entwickelt, damit man in Zukunft mehr Platz im Gehäuse der Geräte hat, sollte sich diese Art der SIM-Karte einmal durchsetzen.
Die Folge wären noch dünnere, leichtere Geräte.