OSM: Einführung in den offenen Kartendienst OpenStreetMap

In dieser Artikelreihe geht es um den offenen Kartendienst OpenStreetMap, der im folgenden etwas näher vorgestellt wird. Auch wenn schon viele die Daten von OpenStreetMap (im folgenden auch kurz OSM) genutzt haben, weiß noch nicht jeder, was es mit dem Dienst eigentlich auf sich hat. Was OSM ist, wofür man es nutzt, welche Unterschiede zu herkömmlichen Kartendiensten bestehen, wie ihr selbst Änderungen vornehmen könnt (mit der Software JOSM) und wie ihr die API verwendet, erfahrt ihr in dieser Serie.

osm

OpenStreetMap ist ein nichtkommerzielles, freies Projekt und wurde 2004 vom Briten Steve Coast gegründet. Inzwischen ist es im Besitz der OpenStreetMap Foundation. In erster Linie ist es eine Datenbank für alle möglichen Geodaten, woraus sich Karten ableiten lassen, vereinfacht kann man es also als freien Kartendienst bezeichnen. Die Daten unterstehen der Open Database License. Das verbietet, die Datenbank zu weiterzugeben, ohne diese unter dieselbe freie Lizenz zu stellen. Dann nämlich wären die Daten nicht mehr für jeden frei verfügbar. Es ist allerdings jedem möglich, Anwendungen oder Kartendienste aus den OSM-Daten zu erstellen. Ein paar bekannte Beispiele sind Apple Maps und Foursquare. So ist OpenStreetMap eine sehr nützliche Grundlage für das Entstehen neuer Dienste.
Befüllt und gepflegt wird diese Datenbank von über 1 Mio. weltweit freiwillig tätigen registrierten Nutzern. Darum wird häufig die naheliegende Parallele zum Konzept von Wikipedia gezogen. Jedoch bestehen auch Unterschiede, insbesondere weil bei OSM nicht jede Änderung von privilegierten Nutzern zur Veröffentlichung abgesegnet werden muss sondern die Nutzer unabhängiger von der Community sind.

Zum Erfolg des Projektes besonders bei trug die niedrige Barriere zum Mitmachen, denn es sind keine Programmierkenntnisse o. ä. nötig. Die Datenbank besteht hauptsächlich aus Linien und Punkten, denen verschiedene Werte zugewiesen werden. Beispiel: Man markiert eine Linie als »river« und ab sofort zeigt die Karte an entsprechender Stelle einen Fluss. Für kleine Edits existiert ein Webinterface, häufiger genutzt werden jedoch komfortablere Desktop-Programme. Grundlage für die Eintragungen können Luftbilder, mit eigenem GPS-Gerät gesammelte Daten oder in bestehende Karten ergänztes Wissen sein.
Diese niedrige Mitmachschwelle sorgt für eine große Nutzerzahl, die ein Vorteil ist, weil die Daten sehr detailgenau sein können und einfach aktuell zu halten sind. Die Stärke dieser Organisationsweise hat auch Google erkannt und fordert seine Nutzer daher auf, den eigenen Kartendienst GoogleMaps mit ihrem Wissen zu ergänzen.
Obwohl der Name dies nicht nahelegt, ist OpenStreetMap mehr als eine offene Straßenkarte, denn die Datenbank eignet sich für viel mehr. So können einfach übliche Landkarten aus der Datenbank erstellt werden, so wie sie einem auch auf www.openstreetmap.org begegnet, jedoch sind auch Spezialkarten eine Nutzungsart. Diese können verschiedene Verkehrswege wie Wanderstrecken, alle mit PKWs befahrbaren Straßen, Schiffsrouten und Wasserwege oder bestimmte Gebäude und Einrichtungen zeigen, aber auch Flächennutzungen u. ä. darstellen. All diese Merkmale von OSM sind auch der Grund dafür, dass ich seit inzwischen über einem Jahr regelmäßig selber die Karte ergänze und aktuell halte.

Karten fand ich – so komisch das auch klingen mag – schon immer interessant und so konnte ich mich sehr leicht dafür begeistern, mich bei OSM mit meiner Arbeit zu beteiligen. Am meisten hat mich motiviert, damit eine Karte zu schaffen, die für jeden kostenlos zugänglich und nutzbar ist, ohne strenges Copyright irgendwelcher Unternehmen zu beachten. Daher sehe ich es auch gar nicht ein, auch nur eine Änderung mit dem Google Map Maker zu tätigen, denn sonst würde ich ohne nennenswerte Gegenleistung für Google arbeiten, indem ich deren Produkt verbessere. Im Gegensatz zu OpenStreetMap ist das Produkt aber nicht für die Allgemeinheit frei und kostenlos nutzbar, sondern Google kann damit anstellen, wonach ihnen der Sinn steht. Bei Google Map Maker arbeite ich für Google, bei OSM für die Allgemeinheit.
Ein weiterer Pluspunkt für OSM war für mich die unfassbar schnelle Aktualisierbarkeit der Karten. Bisher verfügbare Kartendienste nehmen meist nur im Abstand von Jahren Aktualisierungen vor, weil dafür auch laufend Mitarbeiter durchs Land geschickt oder Daten eingekauft werden müssen. Dieser Umstand hat mich schon immer gestört, wenn ich gesehen habe, dass gerade mal in Großstädten die Karten so halbwegs auf dem neusten Stand sind, aber hier im ländlichen Raum einfache Adressen nicht zu finden sind. Das neue Gewerbegebiet in meinem Wohnort und die in der letzten Zeit neu errichteten Häuser jedoch werden schon in Kürze in der Datenbank von OSM abrufbar sein, weil ich dies mit wenig Aufwand ergänzen kann ohne dass von einem weit entfernten Unternehmensstandort ein Mitarbeiter hergeschickt werden muss. OSMs Mitarbeiter sind ständig fast überall.

Aus diesen Gründen nutze ich OpenStreetMap sehr gerne. Auch wenn an vielen Stellen noch weiße Flecken auf der Karte sind, ist die Orientierung in großen Städten mittlerweile unschlagbar gut. Im nächsten Artikel geht es dann um verschiedene Dienste auf Grundlage von OpenStreetMap und deren Nutzungsmöglichkeiten.

Wie steht ihr zu OSM? Nutzt oder bearbeitet ihr den Dienst?

Ein Kommentar

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pingback von OSM: Dienste und Anwendungen « Netroid 3. August 2013

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