Telegram: Review der kostenlosen WhatsApp-Alternative

Neben Threema wird auch häufig der Messenger Telegram als WhatsApp-Alternative genannt. Ich habe diesen Dienst mal ausprobiert und werde im Folgenden schreiben, was ich davon halte. Telegram gibt es seit Sommer letzten Jahres und die Macher hinter Telegramm sind in Russland ansässig. Die Server stehen allerdings auf der Welt verteilt.

Telegram

Funktionsumfang
Telegram ist plattformunabhängig. Das heißt, es gibt sowohl eine Android- und eine iOS-App als auch Versionen für Desktop-Computer und andere Betriebsysteme, wie OSX und Windows. Möglich ist dies durch eine offene API. So können Entwickler eigene Telegram-Apps programmieren, was natürlich einen Dienst (siehe Twitter) sehr erfolgreich machen kann. Allein die Android- und die iOS-App sind offiziell von den Telegram-Entwicklern. Ich beziehe mich in diesem Testbericht auf die iOS-App.
Neben einer Übersicht der Chats gibt es eine Liste der Benutzer, bzw. Kontakte, die weitaus übersichtlicher gestaltet ist, als beispielsweise die von WhatsApp. Oben stehen die Kontakte, die schon bei Telegram angemeldet sind und da unter sieht man den Rest der Kontakte. Man kann sowohl einen sicheren als auch einen normalen Chat mit den Personen beginnen. Darauf gehe ich weiter unten im Punkt “Sicherheit” ein.
Neben diesen Möglichkeiten gibt es auch eine Gruppenchat-Funktion. Gruppen können nach dem Erstellen verändert werden und neue Benutzer hinzugefügt oder entfernt werden. Außerdem können Gruppen gemutet werden.
Man kann verschiedenste Dateien versenden. Fotos und Videos können aus der Bibliothek oder direkt von der Kamera aus ausgewählt werden. Eine weitere interessante Funktion ist aber, dass Bilder in der App direkt im Web gesucht und ausgewählt werden können. Zusätzlich kann man Dokumente, Locations und Kontakte versenden. Sprachnachrichten fehlen allerdings. Davon ausgehend kann man behaupten, dass Telegram schonmal mehr Interaktionsmöglichkeiten beim Chatten bietet als bspw. Threema. In den Einstellungen kann man seinen Namen und sein Profilfoto verändern. Zusätzlich kann man das Chatfenster dahingehend anpassen, dass man ein Hintergrundbild oder die Schriftgröße auswählen kann. Als Hintergründe stehen schon ein paar schicke Bilder zur Verfügung. Des Weiteren kann man die Benachrichtigungen und Töne anpassen.

Das Design der App ist insgesamt sehr schick und unglaublich übersichtlich. Daran gibt es nicht zu meckern. Auch User, die nicht so viel Ahnung haben, werden ohne Probleme mit der Software klar kommen.
Das waren soweit die Grundfunktionen. Dieser Messenger lässt also nichts missen. Ein Desktop-Client ist bei allen anderen ernstzunehmenden WhatsApp-Alternativen einzigartig und allein deswegen ist Telegram schon einen Blick wert.

Telegram-App für OSX

Telegram-App für OSX

Sicherheit
Kommen wir zu jetzt zu der Sicherheit des Messengers. Man kann sowohl “normal” miteinander chatten als auch über einen sogenannten “Secret Chat” miteinander kommunizieren. Bei dem Secret-Chat findet eine Ende-zu-Ende-verschlüsselte Übertragung statt. Diese ist allerdings nicht bei den normalen oder den Gruppenchats möglich. Zwar kursieren einige Berichte im Netz, dass diese Verschlüsselung unsicher sei, meistens handelt es sich allerdings um irgendwelche komischen Blogger, die sich damit nur oberflächlich befassen, sodass die aufgestellten Behauptungen schnell vom Telegram-Team widerlegt werden können. Die Macher sind sich ihrer Sache sogar so sicher, dass sie Belohnung denen aussprechen, die es schaffen, die Verschlüsselung zu knacken. Bisher ist es das aber noch nicht vorgekommen. Telegram nutzt sowohl als Basis Open-Source-Protokolle als auch Open-Source-Apps. Insgesamt ist Telegram aber nicht Open-Source. Das heißt, man kann nicht nachvollziehen, was wirklich mit den Daten passiert. Für einige ein Kritikpunkt, für mich es aber vollkommen in Ordnung. Threema ist ja auch Closed-Source und Closed-Source ist nicht immer schlecht.
Angemeldet wird sich mit der Telefonnummer. Nachdem man die Telefonnummer eingegeben hat, bekommt man eine SMS oder einen Anruf mit einem Code, den man eingeben muss. Ein Passwort ist nicht nötig. Wenn sich trotzdem irgendwie jemand unbefugtes einloggen kann, weil er dein Smartphone entwendet hat, kann man alle Sessions löschen lassen. Aber wenn das der Fall sein sollte, hat man erstmal andere Probleme.
Telegram hat kein Geschäftsmodel, dafür aber die Philosophie, einen einfachen und sicheren Chat zu bieten. Es wird keine Werbung geschaltet und auch kein Geld für die Apps verlangt. Ob daran letztendlich die Unternehmung scheitert, ist fraglich. Die Macher meinen dazu, dass wenn es hart auf hart kommt, sie rechtzeitig nach Spenden fragen wollen. Ich vertraue dem einfach mal.
Letztendlich ist Telegram nur sicher, also verschlüsselt wenn man den “Secret Chat” verwendet, ansonsten ist es ein Messenger wie jeder andere. Aber allein die Möglichkeit zu haben, mit einer Ende-zu-Ende-Verschlüsselung zu chatten, ist schon ziemlich cool.

Bitte zusätzlich noch diesen Artikel lesen, da ich zu diesem Abschnitt viel Feedback erhalten habe.

Fazit
Threema oder Telegram? Das ist hier die Frage: Telegram bietet mehr Funktionen, ist einfacher zu benutzen und kostenlos. Threema hat dafür ein Geschäftsmodell, ist insgesamt sicherer, da alles verschlüsselt wird und es auf Sicherheit ausgelegt ist. Insgesamt kann ich aber sowohl Threema als auch Telegram jedem empfehlen. Je nachdem, worauf man Wert legt. Der Vorteil von Telegram ist ganz klar die Einfachheit, die Offenheit, eine vorhandene API, dadurch mögliche Desktop-Clients und die Option einer verschlüsselten Übertragung. Telegram teilt sich mit Threema den ersten Platz der WhatsApp-Alternativen (Beide haben ihre unbestreitbaren Vor- und Nachteile) und ist meiner Meinung nach absolut empfehlenswert. Besser als WhatsApp ist Telegram allemal.

7 Kommentare
  1. Hi, danke für den Beitrag. Ich habe da noch einige Anmerkungen. Die “normalen” Chats werden ebenfalls stets verschlüsselt. Bei den normalen Chats handelt es sich um eine Server-Client Verschlüsselung (entspricht der Stufe 2 bei Threema). Vorteil dieser Variante ist, dass die Nachrichten in der Cloud gesepeichert werden und somit von allen Geräten abgerufen werden können. Die Secret Chats werden über eine Client-Cleint (End to End) Verschlüsselung aufgebaut. die Nachrichten in einem Secret Chat werden nicht auf den Telegram Servern gespeichert. Die Nachrichten werden lokal auf den initiierenden Geräten gespeichert. Die Secret Chats verfügen über einen “Self-Destruct”. Sobald dieser von einem der Teilnehmer initiiert wird, wird der gesamte Chatverlauf auf allen teilnehmenden Endgeräten gelöscht.

    Grüße

    Antworten
    raz
    24. Februar 2014, 10:58
  2. Ich musst ja schon sehr staunen bei dem Security-Abschnitt…

    Antworten
    4. März 2014, 13:02
  3. Woran erkenne ich, dass ich geblockt wurde?

    Antworten
    Anna
    5. März 2014, 21:46
    • Hi, so richtig angezeigt wird das nicht. Allerdings kannst du ja mal auf die Online-Zeit der Nutzer schauen… Wenn du geblockt wurdest, verschwindet sie irgendwann.

      Antworten
      14. März 2014, 8:08

Pingbacks: 3

pingback von Telegram – Mein Verschlüsselungs-Fail « Netroid 11. März 2014
pingback von Telegram vs. Threema « Netroid 14. April 2014
pingback von 20tech #011 – Unsere Apps 2014 - netzleben 12. Dezember 2014

Schreibe einen Kommentar zu Anna Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*