OnePlus One im ausführlichen Test

“Heiß begehrt”, “schwer zu bekommen”, “tolle Hardware”, “günstig”, “Flagschiffkiller”… Diese Schlagworte passen genauso gut zum OnePlus One, wie “Marketing-Fails“, “Invite-System” und “fragliche Garantieansprüche”. Nach einem furiosen Start in der Technikwelt wurde der erste Eindruck durch ein schlechtes Vertriebssystem so gemindert, dass viele einfach keine Lust mehr auf das OnePlus One haben. OnePlus hat es sich bei vielen verscherzt. Bei mir nicht. Das sage ich nicht deswegen, weil ich das Glück hatte, ein OnePlus One zu bekommen, sondern weil OnePlus alle Versprechen im Bezug auf Hardware und Software gehalten haben. Somit ist das OnePlus One das tatsächlich beste Android-Smartphone, das ich jemals in der Hand hatte. Warum? Das erkläre ich euch in folgendem Test.

OnePlus-One-5

Hardware

Zuerst wie immer die Spezifikationen

Ausstattung

  • 162 Gramm
  • 3100 mAh-Akku
  • Qualcomm Snapdragon™ 801 Processor mit 2,5-GHz-Quad-core CPUs
  • 3 GB RAM
  • 16 oder 64 GB interner Speicher
  • 5,5 Zoll-IPS-Display mit 1920 × 1080 Pixel und einer Pixeldichte von 401 dpi
  • 13-Megapixel-Kamera hinten
  • 5-Megapixel-Kamera vorne
  • Benachrichtigungs-LED
Die Rückseite

Die Rückseite

Design und Verarbeitung
Schon als ich die Packung des OnePlus One in der Hand hielt, war mir sofort klar, dass man hier etwas Besonderes vor sich hat. Super schlicht und schick kam die Verpackung daher. Beim Öffnen kam einem dann das riesige One entgegen. Meine Güte, ist das Teil groß. Ich nahm es in die Hand und es fühlte sich wunderbar an: Die Rückseite besonders. Bei der 64-GB-Version ist diese nämlich sehr rau und hat daher einen ganz besonderen Grip. Ich hatte ein wenig später auch die 16-GB-Version in der Hand. Dort ist die Rückseite sehr glatt und fühlt sich nicht so wertig an.

Im Gegensatz zu anfänglichen Gerüchten, die dank Übersetzungsfehlern entstanden sind, ist die Rückseite nicht aus Cashew-Nüssen. Die Firma, die sich um die Herstellung der Rückseite kümmerte, heißt einfach nur Cashew und hat diese aus Kunststoff gefertigt. Es fühlt sich aber keinesfalls billig, sondern, wie es der Name sagt, eher nach Sandstein an. Ich will sogar sagen, bei der 64-GB-Version war es die beste Rückseite, die ich bei einem Smartphone gefühlt habe. Vorne ist eigentlich die ganze Fläche mit dem Display gefüllt. Keine Logos, keine Schriftzüge. Das ist auch richtig so. Am Rand sieht man eine silberne Umrandung, aus der sich das Display sozusagen hervorhebt. Problematisch finde ich dabei allerdings, dass sich in dieser entstandenen Kante besonders gern Staub absetzt. Dennoch ist das Gerät wunderschön anzusehen. Noch nie erhielt ich so viel Feedback von Unbeteiligten zu einem Smartphone-Design. Alle fanden es wunderschön. Das habe ich noch nichtmal bei einem iPhone erlebt. Das One ist ein riesiges Gerät mit einem schön schlichten Design und einer hervorragenden Verarbeitung. Alles sitzt stabil und nichts wirkt billig.

Die hochwertige, schubladenartige Verpackung des OnePlus One

Die hochwertige, schubladenartige Verpackung des OnePlus One

Bedienung
Die Bedienung ist anfangs doch relativ schwer, was vor allem an der Größe liegt. Ich erreiche nur schwer sämtliche Ecken des Displays und eine Einhandbedienung ist fast unmöglich. Ich bin allerdings auch das sehr kleine iPhone gewohnt. Nach einiger Zeit habe ich mich aber aber sehr an das große Display gewöhnt. Natürlich habe ich immer noch Schwierigkeiten, das Smartphone mit einer Hand zu bedienen, dennoch werden mir immer mehr die Vorteile des 5,5 ” großen Displays bewusst. Man kann Dinge einfach besser organisieren und viel besser Texte lesen. Mein iPad mini war eigentlich immer mein täglicher Begleiter fürs Lesen von Vorlesungsfolien und Texten. Jetzt lese ich alles auf meinem OnePlus One. Das geht wunderbar mit diesem großen Display.

Etwas zu groß für eine Hand...

Etwas zu groß für eine Hand…

Display
Die Größe des Displays habe ich nun angesprochen. Weiter geht’s mit der Qualität. Die ist eigentlich ganz gut. Eigentlich, denn bei Sonnenlicht lässt es sich nicht hell genug stellen, dass man noch gut lesen kann. Das finde ich etwas schade. Des Weiteren ist der Blickwinkel trotz des IPS-Panels auch nur in Ordnung. Farben, die nicht übersättig und sehr naturgetreu rüberkommen, und Schärfe lassen allerdings nichts zu Wünschen übrig. Bei 401 dpi ist es allerdings auch kein Wunder. Also lässt sich resümierend sagen: Das Display ist nicht das allerbeste, dafür aber vollkommen in Ordnung.

Leistung und Akku
Die Leistung ist hervorragend. Auch anspruchsvollste Spiele lassen sich ohne Weiteres spielen. Das Betriebsystem selber läuft flüssig und stabil. Diese grandiose Performance ist damit allerdings auch begründet, dass das OnePlus auf große Anpassungen bei der Software verzichtet hat und daher eine sehr schlanke CyanogenMod-Installation vorhanden ist. Der Akku ist ebenfalls vortrefflich. Ich habe ihn noch nie, trotz einer Nutzung über den ganzen Tag gehend, leer bekommen. Beim Laden muss man darauf achten, dass man das mitgelieferte Kabel von OnePlus nutzt. Hiermit wird der Akku auch sehr schnell geladen. Mit einem anderen Kabel dauert es fast einen halben Tag.
Zum Punkt Leistung kann man sagen: Mit der QuadCore-CPU und 3 GB RAM ist man auf alle Fälle für die nächsten Jahre gerüstet. Es gibt absolut nichts, was das OnePlus One in die Knie zwingen kann.

Kamera
Die viel kritisierte Kamera: Wie ist sie nun? Nunja, ich muss sagen: Ich finde die Bilder sehr gut, sehr scharf, sehr farbecht und nicht übersättigt. Allein das Rauschverhalten bei dunkleren Motiven ist etwas schlecht. Generell: Bei schlechtem Licht ist die Kamera weniger gut.
Wenn man sich etwas damit beschäftigt und richtig fokussiert, können absolut schöne Bilder entstehen. Ich werde das allerdings besser anhand von Beispielen erklären.

Hinzufügend muss man sagen, dass die 5-MP-Front-Kamera weniger gute Dienste leistet. Für Selfies genügt es, aber sonst sind die Bilder insgesamt eher mies.

Sonstiges
Die Lautsprecher sind klasse und kommen fast an die des HTC Ones ran. Musik hört sich klar und schön an. Enttäuscht war ich allerdings von der Qualität beim telefonieren mit Lautsprecher. Das war eindeutig zu leise.
Speicher? Hier bei der 64-GB-Version ausreichend vorhanden. Ich würde auch immer diese Version empfehlen und nehmen, denn der Speicher ist nicht erweiterbar. Das sollte jedem bewusst sein.

Software

Hier kommt das beste am OnePlus One: Die Software. Installiert ist nicht eine schäbig vollgepumpte Version von Android, wie es Samsung gerne macht. Es ist sozusagen Stock-Android installiert. Um genau zu sein: Die von einer großen Community erstellte Android-Distribution CyanogenMod. Das lässt Nerd-Herzen höher schlagen, aber auch die normalen Nutzer können sich damit sehr glücklich schätzen, denn neben einer Stock-Android sehr nahe kommenden Oberfläche, bietet CyanogenMod viele Anpassungen und Funktionen, die absolut sinnvoll und genial sind.

CyanogenMod
Von Grund auf lässt sich das Smartphone an die eigenen Bedürfnisse anpassen. Ohne einen extra Launcher installieren zu müssen, kann man Scrolleffekte, Schriftarten, Icons, Themes und vieles mehr anpassen. Des Weiteren bietet CyanogenMod von Grund auf erweiterte Privatsphäre-Einstellungen, mit denen man Apps Zugriff auf bspw. Kontakte oder Standorte verweigern kann. Generell wird im App-Menü auch angezeigt, was für Berechtigungen die Apps haben. Eine weitere geniale Funktion sind die Profile. Dort kann man Grundeinstellungen vornehmen, die beim aktivieren dieses Profils angeschaltet werden. Zum Beispiel: Das Profil “Uni” hat folgende Einstellungen: Lautlos, Ruhemodus, Bluetooth deaktiviert. Das Profil Zuhause deaktiviert die Pinsperre.
Wenn ich nun Zuhause bin, mich also mit meinem WLAN verbinde, kann automatisch das Profil Zuhause aktiviert werden. Bin ich in der Uni, also im Uni-Netz, wird das Profil Uni aktiviert. Diese Funktionalität finde ich ziemlich genial.
Achja, es ist ein Screen-Aufnahme-Programm installiert.
Es gibt natürlich auch ein paar merkwürdige Punkte: Die Kamera-App. Etwas unschön dadurch, da man durch Wischgesten die Modi umschaltet, so ist man im HDR-Modus relativ schnell aus Versehen gelandet, ohne, dass es einem Recht ist. Ich habe allerdings erstmal alle anderen Modi deaktiviert: So kann ich in Ruhe fotografieren.

Der von OnePlus vorinstallierte Sperrbildschirm ist das sinnloseste und hässlichste, was ich je gesehen habe. Dieser lässt sich aber zum Glück in den Einstellungen unter “Personalisierung” beim Punkt “Bildsperre” deaktivieren, indem man den Haken bei “Benutzerdefinierter Sperrbildschirm” entfernt.
Auch merkwürdig sind die Wischgesten, mit denen man das Smartphone steuern kann, obwohl das Display aus ist. Mit einem gezeichneten V lässt sich die Taschenlampe aktivieren, mit einem gezeichnetenen Pause-Zeichen (Zwei vertikale Striche) aktiviert sich die Musik. Eigentlich eine nette Idee, wenn diese Gesten nicht aus Versehen in der Tasche durch Berührung gezeichnet würden. So war häufig die Taschenlampe an, ohne dass ich es wollte oder brauchte. Ein Verdruss für einen akkusparenden Menschen. Deaktiviert habe ich dann sämtliche Gesten, als plötzlich in einer Vorlesung irgendeine Musical-Nummer aus Cats in die langweiligen Ergüsse des Professors reinknallte und sämtliche Aufmerksamkeit auf mich lenkte.
Das Tolle an CyanogenMod ist diese Anpassbarkeit. Was einen stört, kann man ohne Probleme deaktivieren. Dies und tolle Funktionen in einer trotzdem schlanken Android-Distribution machen CyanogenMod zum Haupt-Pluspunkt vom OnePlus One. Und das, ohne das man es vorher großartig installieren muss. Ohne Rooten, ohne Flashen, ohne irgendwelche Kenntnisse hat man die Möglichkeit, diese CustomRom zu nutzen. Das ist genial.

Fazit

CyanogenMod, top Leistung, hochwertige Verarbeitung und der Preis (300€ für die 64-GB-Version)! Diese Punkte sprechen alle für das OnePlus One. Das Display, das in Ordnung ist, aber durch die Größe viele abschrecken kann, sowie die Kamera bewerte ich mal neutral. Negative Punkte gibt es für den Preis nicht. Zumindest nicht bei dem Gerät selber. Eher bei der Firma dahinter. Durch absolute Fails in Marketing und Distribution haben diese Leute hinter OnePlus den Start eines Gerätes derart verkackt, dass es fast schon traurig ist. Dies hat nämlich ein so tolles Smartphone absolut nicht verdient. Ungewiss ist auch, was in Fällen eines Schadens passiert. Kann das Smartphone repariert werden? Was wäre ein Garantiefall (hier sind ja wieder aktuelle, negative Schlagzeilen zu lesen)? Wie lange dauert eine notwendige Reparatur? Diese Ungewissheit bleibt wohl erstmal, denn noch sind immer noch viel zu wenige OnePlus Ones produziert.
Dennoch: Wer sich dadurch nicht abschrecken lässt, bekommt ein tolles Smartphone. Ich finde sogar, es ist das beste Android-Smartphone was ich je hatte. Und wisst ihr was? Es hat mein iPhone ersetzt.

2 Kommentare
  1. ??? ACUSE???
    die frontkamera ist beste
    mach deine webseite zu

    Antworten
    Herr von Silber
    18. Juli 2014, 4:39
    • Never ever. Es rauscht und die Bilder sind ganz gerne mal unscharf.

      Antworten
      18. Juli 2014, 12:18

Schreibe einen Kommentar zu Daniel Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*